Wie die Wirtschaft das „Wachstum“ erfand – das heute zur Bedrohung wird

In der Bürgeruni blickte Dr. Andreas Lingg von der Uni Witten/Herdecke zurück in die Entstehung der Kapitalismus und seine mögliche Zukunft

Für Dr. Andreas Lingg von der Uni Witten/Herdecke gilt in seinem Vortrag in der Bürgeruni am 20. Oktober zum Einstieg die These: Der Glaube an das Wirtschaftswachstum als gesellschaftlicher Heilsbringer ist angekratzt. Wirtschaftskrisen und steigende Einkommens- und Vermögensungleichheit einerseits, klimatische und ökologische Herausforderungen andererseits, lassen alte Gewissheiten wanken. „Das Finden von Alternativen und neuen Denkweisen gestaltet sich auch deshalb als schwierig, weil die europäische Geschichte und Politik der letzten 500 Jahre stark von wirtschaftlichen Wachstumshoffnungen geprägt waren“, sagt er zu seiner Sichtweise.

Das zeige sich besonders eindrücklich im Fall der modernen Wirtschaftswissenschaft. Bei der Beantwortung gegenwärtiger Wachstumsfragen komme ihr eine Schlüsselrolle zu. Zugleich entstand sie ihrerseits aus seinerzeit revolutionären Wachstumsideen des 16. und 17. Jahrhunderts. „Das Entstehen kapitalistischer Gewerbe, im deutschsprachigen Raum vor allem im Bereich des Bergbaus und des Fernhandels, forderten und beförderten damals neue ökonomische Theorien und Konzepte“, sagt Lingg. Diesen Anfängen wollte der Vortrag nachspüren, um abschließend, im Rückgriff auf die Historie, auf mögliche Zukunftsperspektiven zu sprechen zu kommen.

Uni Witten/Herdecke

Dr. Andreas Lingg ist wissenschaftlicher Mitarbeiter WittenLab. Zukunftslabor Studium fundamentale an der Universität Witten/Herdecke. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich von Philosophie, Wissens- und Wirtschaftsgeschichte.

Die Bürgeruni ist ein Gemeinschaftsprojekt der Volkshochschule Witten | Wetter | Herdecke und WittenLab. Zukunftslabor Studium fundamentale der UW/H. Der Eintritt beträgt 7 Euro (ermäßigt 5 Euro) an der Abendkasse.