Wie Waldorfschulen den Staat entlasten

Eine Korrektur zur aktuellen Berichterstattung

586 Millionen Euro – ohne das Land Hessen – soll die Bundesrepublik im Schuljahr 2020/2021 für Waldorfschulen gezahlt haben. Das beklagt eine Recherche des genossenschaftlichen Onlinemagazins „Krautreporter“. Diese Recherche ist jedoch zu kurz gegriffen. „Der deutsche Staat müsste bei weitem mehr Geld bezahlen, wenn es die 253 Waldorfschulen nicht gäbe“, stellt Nele Auschra klar. Sie ist Vorstand und Sprecherin des Bundes der Freien Waldorfschulen. „Waldorfschulen ersparen durch ihr Eltern-Engagement unserem Land rund 244 Millionen Euro – jedes Jahr!“

„Dies ist nur eine weitere Fehldarstellung in der aktuellen Berichterstattung über Waldorfschulen, in der Fakten nur anrecherchiert und mit altbekannten Vorwürfen vermischt werden. Wichtige Informationen werden ausgeblendet und die einseitigen Darstellungen zugespitzt – zugunsten der Story“, sagt Auschra. Die umfassende Finanzierungsdarstellung der Waldorfschulen ergeben das folgende Bild:

  • Die Bundesrepublik kostet ein:e Schüler:in in einer allgemeinbildenden Schule durchschnittlich 9.200 Euro pro Jahr laut einer von Destatis Anfang 2022 veröffentlichten Statistik für das Jahr 2020.
  • Waldorfschulen erhielten vom Staat hingegen im selben Zeitraum rd. 6.500 Euro pro Schüler:in und Jahr – dies ergibt die bildungsökonomische Auswertung der Jahresabschlüsse der Waldorf-Schulträger in Deutschland.
  • Bei den insgesamt 90.500 Waldorfschüler:innen ergibt sich so rechnerisch eine Entlastung des Staates von rd. 244 Millionen Euro – jedes Jahr. Faktisch vermutlich noch mehr, da die Kostenerfassung seitens des Staats nicht vollständig ist.
  • Die für die Schulen entstehende Finanzierungslücke schließen die Eltern mit ihrem Beitrag zu der notwendigen Eigenleistung der Schulträger.
  • Der Staat spart darüber hinaus mit Blick in die Zukunft und die Vergangenheit noch mehr: Denn die etwa 9.500 Lehrerinnen und Lehrer an Waldorfschulen sind nicht verbeamtet. Außerdem finanziert der BdFWS Teile ihrer Aus- und Weiterbildung selbst.

Dabei sind die Schulen nicht etwa eine Blackbox, in der Geld unkontrolliert verwendet wird: Schulaufsichts- und Finanzbehörden prüfen die ordnungsmäße Mittelverwendung – und am Ende ihrer Waldorfschulzeit haben die jungen Menschen einen staatlichen Abschluss in der Tasche.

Warum in der aktuellen Berichterstattung nur die eine Seite hervorgehoben wird, ist nicht nachvollziehbar, führt Auschra aus. „Wir haben die Zahlen transparent gemacht“. Satire darf das vielleicht – ansonsten ist dies einfach schlechter Stil und tendenziöser Journalismus. „Wir als Bund der Freien Waldorfschulen hoffen, dass bald Seriosität in die Darstellung einzieht“, betont Auschra, „zum Wohle eines demokratischen und offenen Austauschs miteinander. Dazu laden wir in aller Offenheit ein!“

Nele Auschra

Vorstand Bund der

Freien Waldorfschulen e.V.

Bund der Freien Waldorfschulen e.V.

Die derzeit 253 deutschen Waldorfschulen haben sich zum Bund der Freien Waldorfschulen e.V. (BdFWS) mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen, wo 1919 die erste Waldorfschule eröffnet wurde. In Deutschland besuchen 90.500 Schüler:innen eine Waldorfschule.

Siehe auch: waldorfschule.de.