Jugendsymposion „Conditio humana“:

Wenn Schüler vor dem Bildschirm „Wir, hier, jetzt!“ rufen

Die Frage „Was folgt aus der Corona-Pandemie für Schule und Unterricht?“ bildeten den Ausgangspunkt, als in der documenta-Halle (9.-11.6.2021) in Kassel die Bedingungen des Menschseins diskutiert wurden. Vortragende waren Siri Hustvedt, Hartmut Rosa und Thomas Fuchs. Die eingeladenen Schüler:innen, Studierende sowie Lehrende diskutierten vor Ort oder waren wie alle weiteren Interessenten weltweit zugeschaltet.

War es vor der Pandemie landauf landab modern, zugewandte Lehrkräfte autonome Lerngruppen moderieren zu lassen, so wurden im Homeschooling selbstgesteuerte Lernepisoden zu Klickepisoden. Nach diesen Erfahrungen ist klar: Es geht um die Wiederentdeckung des verkörperten Subjekts, das mit anderen zusammen im Hier und Jetzt lernt.

Seit 2009 finden die Jugendsymposien zweimal jährlich in Kassel statt. Dieses Mal sind Schüler:innen und Studierende dem Glück des Präsenzunterrichtes auf der Spur. Sie diskutieren die Frage, wie es ist und was es heißt, ein Mensch zu sein. Im Zentrum steht eine Vorlesungsreihe zur „Conditio humana“, welche die New Yorker Autorin Siri Hustvedt hält. Der Soziologe Hartmut Rosa und Philosoph Thomas Fuchs führen aus: einander begegnen und einander verstehen gehören zusammen.

„Lernen wird effektiv, wenn wir uns nicht mehr wegklicken können“ erläutert Projektleiterin Simone Weber, und der Schulpädagoge Wilfried Sommer fügt hinzu: „Es ist gerade die gemeinsame Präsenz, welche den Schüler:innen und Studierenden den Flow geteilter Aufmerksamkeit eröffnet. Sie dürfen einfach leibhaftig da sein, das entlastet ungemein und stärkt das Lernen“. Hartmut Rosa hat das als Anregungs- und Resonanzvorgang beschreiben, als personalen Raum.

Siri Hustvedt ist vielen aus der Tagesschau durch die Initiative „Writers against Trump“ bekannt. Ihre Romane sind in über 30 Sprachen übersetzt, für ihre wissenschaftlichen Arbeiten ist sie mit mehreren Ehrendoktorwürden ausgezeichnet worden. „In den letzten Wochen hat sie uns einen kleinen Vorgeschmack gegeben, wie sie auf die Rolle des Denkens, des Spiels und der Kunst eingehen möchte. Das wird spannend“ meint Sommer.

Das Jugendsymposion nutzt die Pandemie als Chance: Da nur wenige in Präsenz teilnehmen können, findet die Veranstaltung in einem Hybridsetting statt. Es können dieses eine Mal nicht nur Schüler:innen und Studierende teilnehmen, die sich mit einem Essay beworben haben. Vielmehr steht das Symposion auch Gästen offen. Von New York City bis Peking haben sich ganze Schulklassen zur Online-Teilnahme angemeldet. Die Veranstaltung findet durchgängig mit Simultanübersetzung in Deutsch und Englisch statt.

Kasseler Jugendsymposion

Die Kasseler Jugendsymposien verstehen sich als Begabtenförderung der Waldorfschulen in Deutschland. Sie geben engagierten und an Zeitfragen interessierten Schüler:innen und Studierenden ein Forum, um sich mit Persönlichkeiten austauschen zu können, die zu den Herausforderungen unserer Gegenwart profiliert Stellung beziehen. Die Veranstaltungen haben den Anspruch, aktuelle Themen aus möglichst unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.

Der Trägerverein der Kassler Jugendsymposien ist zugleich Träger des Instituts für Fachdidaktik, einem An-Institut der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, der Pädagogischen Forschungsstelle Kassel und dem Lehrerseminar für Waldorfpädagogik Kassel.

Kontakt: Simone Weber, Projektleitung Kasseler Jugendsymposien,

Tel.: 0561 207 568 21,

projektleitung@jugendsymposion-kassel.de

Bund der Freien

Waldorfschulen e.V.

Die derzeit 254 deutschen Waldorfschulen haben sich zum Bund der Freien Waldorfschulen e.V. (BdFWS) mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen, wo 1919 die erste Waldorfschule eröffnet wurde. In Deutschland besuchen 90.000 Schüler:innen eine Waldorfschule. Die föderative Vereinigung lässt die Autonomie der einzelnen Waldorfschule unangetastet, nimmt aber gemeinsame Aufgaben und Interessen wahr.

Nele Auschra

Vorstand Bund der Freien Waldorfschulen e.V.

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit