Externes Personalmarketing

Ein Schlüsselfaktor für die Personalgewinnung im Waldorfkindergarten

Das Familienministerium in Nordrhein-Westfalen will stärker gegen den Personalmangel in Kindertagesstätten vorgehen. Ein „Sofortprogramm“ soll schnelle Abhilfe schaffen. Dieses sieht vor, Externen und Quereinsteigern den Berufseinstieg zu erleichtern, landespolitische Kampagnen für die Personalgewinnung neu aufzulegen und multiprofessionelle Teams mit mehr Kinderpfleger:innen, welche praxisintegriert ausgebildet werden, zu fördern. Welche Bedeutung in diesem Zusammenhang der Schlüsselfaktor „externes Personalmarketing“ für Waldorfkindergärten einnimmt, wird im Folgenden aus der Perspektive des Kitamanagements dargestellt.

Foyer Waldorfkinderhaus-Herne e.V.
Foto: Martina Tyzak-Kubiak (Vorständin und Kindergartenleiterin)

Es ist keine neue Erkenntnis, dass die Gewinnung von Personal für sozialpädagogische Einrichtungen und frühkindliche Bildungsinstitutionen gegenwärtig und insbesondere in Zukunft über ein nach außen gerichtetes Marketing (externes Personalmarketing), welches sich dezidiert auf die Personalakquisition konzentriert, erfolgen muss. Folglich obliegt es dem Personalmanagement der operativen Führungsebene von Waldorfkindergärten, Personalengpässe durch die Gewinnung von Waldorferzieher:innen, Auszubildenden, Externen und Quereinsteigern von außen zu kompensieren. In Anbetracht der Tatsache, dass mittlerweile auch im Sektor der frühkindlichen Bildungsinstitutionen mit Abwerbeversuchen von Personal gerechnet werden muss, wird dem externen Personalmarketing ohnehin eine hohe Bedeutung beigemessen. Hierbei stellt das „Employer Branding“ für ein erfolgreiches Personalmarketing ein wichtiges Element dar. Hinter diesem Ansatz steht die Vorstellung, ein Unternehmen beziehungsweise einen Betrieb mit Ausrichtung auf die Personalgewinnung und Personalbindung in der Wahrnehmung der Zielgruppen als attraktive Arbeitgebermarke zu positionieren. Für Träger waldorfpädagogischer Einrichtungen bedeutet dies konkret, dass sie für Arbeitnehmer nicht nur präsent sein müssen, vielmehr sollten sie auch als attraktiver Arbeitgeber auf dem Stellenmarkt wahrgenommen werden. Dies kann beispielsweise dadurch erfolgen, dass Arbeitnehmern das Leasing eines Firmenfahrrads (E-Bike) ermöglicht wird, welches sie privat und für den Arbeitsweg nutzen können oder durch die Teilfinanzierung einer Krankenzusatzversicherung. Auf diese Weise kann außerdem ein wichtiger Beitrag zum Gesundheits- und Klimaschutz geleistet werden.

Ferner sollte berücksichtigt werden, dass eine wettbewerbsfähige Unternehmenskommunikation (Corporate Communication), ein attraktives Kindergartenprofil, sowie eine gute Vernetzungsarbeit für ein erfolgreiches Employer Branding der Trägerschaft auf dem Arbeitsmarkt essenzielle Grundvoraussetzungen darstellen. Das Personalentwicklungskonzept sollte überdies eingebettet sein in ein strategisches Gesamtkonzept der Einrichtung mit einem Leitbild und langfristigen Organisationszielen, welche gemeinsam mit den Mitarbeiter:innen gestaltet werden. Die Träger und Einrichtungen sind daher aufgefordert, sich durch gezielte Markenpolitik respektive durch Sozialmarketing sukzessive von der klassischen Kindertagesstätte abheben, da sie sich als frühkindliche Organisation und insbesondere als Bildungsinstitution auf dem Arbeitsmarkt profilieren müssen. Auf diesem Weg können Waldorfkindergärten als eine hinsichtlich ihrer Unternehmensidentität attraktive Organisation wahrgenommen werden und Personal finden, welches sich darüber hinaus mit dem Träger und seiner Schwerpunktsetzung, der „Waldorfkindergartenpädagogik“ identifizieren und in der pädagogischen Arbeit verbinden kann.

Eine erfolgreiche Personalgewinnung, bestärkt durch landespolitische Maßnahmen und Sofortprogramme, kann nur dann gelingen, wenn für Waldorfkindergärten ein attraktives Arbeitgeberimage auf dem Stellenmarkt besteht und das Sozialmarketing der Träger wettbewerbsfähig ist. Nicht zuletzt werden sozialpädagogische Organisationen, der sozialen Arbeit, der Elementar- und Hortpädagogik kaum mehr umhinkönnen, ihre Arbeitsplätze bewusst zu ,verkaufen’, Kooperationen, zum Beispiel zu einem lokalen Fahrradhändler zu schließen, sowie internationale Partnerschaften, mit dem Ziel der Personalakquisition zu pflegen und Mittel bereitzustellen, welche eine innerbetriebliche Ausbildung kontinuierlich ermöglicht.

Ein Sofortprogramm wie jenes, welches vom Familienministerium in Nordrhein-Westfalen aufgelegt wurde, wird nur dann mittel- bis langfristige Erfolgsstrukturen in der Personalgewinnung bilden können, wenn Schlüsselfaktoren, wie das externe Personalmarketing von Trägern bewusst gestaltet und konkurrenzfähig etabliert werden.

Nils Johannes Kubiak

Nils Johannes Kubiak ist freier Autor und arbeitet im Waldorfkinderhaus-Herne e.V. als Kindheitspädagoge im Bereich Leitung und Management.