Weltweit – Äthiopien

Schulstart nach dem Krieg

Zwei Jahre lang herrschte ein erbitterter Bürger krieg im Norden Äthiopiens. Der Konflikt zwischen der Regionalregierung von Tigray und der Äthio pischen Zentralregierung drängte mehr als 1,2 Millionen Menschen zur Flucht, Millionen Menschen waren außerdem auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mitten in den Wirren des Krieges befand sich auch die Waldorfschule in der Stadt Hawzien.

Kurz nach Beginn des Krieges wurde die Schule von Soldaten als Unterkunft genutzt. Zu dieser Zeit gab es keinen Kontakt mehr in die Region: Es gab kaum Internet- oder Telefonverbindungen, Straßen wurden belagert, Hilfslieferungen blockiert. Nach dem ersten Kriegsjahr und dem Abzug der Soldaten aus dem Schulgebäude konnten die Kinder im Herbst 2021 wieder zur Schule gehen. Doch die Schule war nach der Nutzung durch die Soldaten beschädigt: Die Dächer von drei Räumen sind abgebrannt. Fast alle Stühle waren weg, auch Werkzeuge sowie Kochtöpfe und andere Utensilien aus der Schulküche sind entwendet worden. Nur unter schwersten Bedingungen konnten wir zu diesem Zeitpunkt Spenden für das Nötigste an die Schule weiterleiten.

Inzwischen sind Hilfslieferungen wieder möglich und erstmals konnte auch der Gründer der Schule Dr. Atsbaha Gebre-Selassie, der in Deutschland lebt, wieder nach Hawzien reisen. „Erfreulich ist, dass es viel geregnet hat und das Schulgelände mit bunten Blumen bedeckt ist“, berichtet er von seinem Besuch. „Dies wird bestimmt auf die traumatisierten Kinder einen positiven Einfluss haben.“ Etwa 520 Kinder besuchen den Kindergarten und die Klassen 1 bis 7 der Schule. Einige der Klassen haben noch immer keine Stühle.

Christina Reinthal

Erschienen in: Waldorf Weltweit, Herbst/Winter 2023