was man liebt, das schützt man auch
Was können wir im Rahmen der Naturpädagogik tun, um die Außengelände von Kinderorten vielfältig und reich an Erlebnismöglichkeiten im Sinne der Nachhaltigkeit zu gestalten? Wie können auch die jüngsten Kinder einen Zugang zur Natur bekommen?
Kurz vor den Ferien fand in diesem Sommer eine Naturpädagogik-Fortbildung mit des Seminars für Waldorfpädagogik Köln mit Irmgard Kutsch statt. Das Ungewöhnliche daran war, dass dieser Kurs nicht in Präsenz stattfand, sondern online – Wir saßen also alle zwei Tage lang vor unseren Rechnern um uns digital mit der Frage zu beschäftigen, wie wir konkret an unserem jeweiligen Kinderort mehr Vielfalt und Natur für die Kinder ermöglichen können.
Das Hamburger Wetter sorgte dafür, dass ich, obwohl ich nur vor meinem Laptop saß, sehr reale Natur-Erfahrungen machen konnte, denn an diesem Wochenende tobte hier ein ordentlicher Sturm, der meine Zettel fort blies und es war Mitte Juni so kalt, dass ich mir eine Decke nach der anderen holte um weiter an der frischen Luft sein zu können.
Die Mühe hat sich gelohnt! Nach einer Vorstellungsrunde, bei der wir auch unseren Kinderort und das dazugehörige Außengelände präsentieren konnten, stellte Irmgard Kutsch uns ihre Vision 2030 eines idealen Natur-Gartens vor:
In diesem Garten ist exemplarisch alles zu finden, was man sich als Naturpädagoge an einem Ort wo Kinder leben und sich entwickeln wollen nur wünschen kann. Ganz besonders geht es auch um die Frage wie sich der kindliche Spiel- und Bewegungsdrang mit vielfältigem Pflanzen- und Tierleben in einem Garten vereinbaren lassen. Er ist so angelegt, dass jeder Teil des Gartens von sich aus, einen eigenen Raum bildet. Wenn z.B. die Schaukel umgeben ist von köstlichen Beerensträuchern wird es „ganz natürlich“ weniger vorkommen, dass Kinder unbeabsichtigt hineinlaufen. Oder wenn das Gemüsebeet wie eine große Uhr gepflanzt ist und man sich bei der Arbeit immer sehen kann. Alles im Garten hat einen Sinn und kann möglichst auch gemeinsam mit den Kindern weiter verarbeitet werden.
Nachhaltigkeit finden wir hier nicht nur im natürlichen Kreislauf, dem Komposthaufen oder dem selbst gebauten Lehm-Backofen, sondern auch in einer Photovoltaik-Anlage, Regenwassertoiletten, einer Ladestation für E-Bikes und Informationsveranstaltungen für Eltern und Nachbarschaft. Selbstverständlich wohnt an solch einem ideellen Ort ein Naturpädagoge auf dem Gelände – denn es gibt rund um die Uhr das ganze Jahr etwas zu tun.
Im Anschluss ging es nun in unserem Kurs darum, was davon an unseren Kinderorten sinnvoll zu realisieren- und was vielleicht noch Zukunftsvision ist.
Für meinen Kindergarten, einem Gelände mit großen Bäumen und viel Schatten, waren besonders die Hecken am Zaun interessant, die rund um das Gelände Sichtschutz, Farbe, Genuss, Lebensraum für Vögel und auch Geborgenheit bieten könnten.
Eine Idee alleine macht noch keinen Natur-Garten-Kinderort – erst wenn alle gemeinsam daran arbeiten und jeder seinen Teil dazu beiträgt, kann so ein Ort für unsere Kinder entstehen. Pädagogen, Eltern, Verwaltung und Vorstände müssen sich einig sein, dass ihr Gelände der Ort ist, an dem die Gesellschaft von morgen den größten Teil ihres Lebens verbringt und welche Chance darin liegt, diesen Ort so vielfältig wie nur irgend möglich für die Kinder erlebbar zu machen – denn, nur was man liebt, das schützt man auch! Vielen Dank dafür aus Hamburg!
Andrea Hannig