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Neuer Podcast: Waldorfperspektiven


Der neue Podcast vom Bund der Freien Waldorfschulen zeigt die vielfältige und faszinierende Welt der Waldorfpädagogik. Es geht unter anderem um gesellschaftliche Themen, Ideen für aufregende Schul- und Unterrichtskulturen, die Stärkung von Kindern und Jugendlichen, Spiritualität, Bildung in postkolonialen und postmigrantischen Kontexten. Auch brisante Themen wie Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus finden Raum. Dieser Podcast ist in Zusammenarbeit mit dem Projekt Demokratische Kultur und Schule vom Bund der Freien Waldorfschulen entstanden. Gemeinsam mit Lehrenden, Praktizierenden und Forschenden tauchen wir tief in die Welt der Waldorfschulen ein. … Jeden zweiten Dienstag um 06:30 Uhr bei TIDE radio und anschließend auf allen bekannten Podcast-Plattformen.
(Bund der Freien Waldorfschulen – Yampier Aguiar Durañona, Produzent von Waldorf Perspektiven)

Mutige Lehrer sind ein Anfang – aber wir haben sie zu lange alleingelassen

Es gab eine kurze Welle der Aufmerksamkeit: Ein Lehrer und eine Lehrerin im brandenburgischen Burg machten Anfang Juni 23 auf rechtsextreme Propaganda unter den Jugendlichen an der Schule aufmerksam. Nach anfänglicher Aufregung und entsprechender Berichterstattung verschwand das Thema schnell wieder vom Radar. Mitte Juli dann die Nachricht: Beide Lehrkräfte verlassen Schule und Stadt. Nicht nur rechtsextreme Gruppen hatten sie bedroht, sondern es gab auch heftige Reaktionen aus der Elternschaft.
Leider ist Burg kein Einzelfall. Eine Recherche des Welt-Journalisten Alexander Dinger ergab, dass das Schulministerium in Brandenburg Meldungen aus vielen Schulen bekommt, in denen offener neonazistischer Antisemitismus zum Vorschein kommt. …
Was heute die Klassenchats mit Hitler-Bildern, Holocaust-Leugnung und plumpem Rassismus sind, waren vor 15 Jahren die CDs mit der Musik der verbotenen Rechtsrock-Band Landser, die zu Mord und Totschlag aufriefen. Die Schüler von damals sind die Eltern von heute. … Wer vor Ort die Normalisierung rechter Hegemonie kritisiert, gilt als Nestbeschmutzer, gerät unter Druck und muss die Region verlassen, weil es oft nicht bei verbalen Anfeindungen bleibt. Auch das ist seit vielen Jahren in manchen Regionen Ostdeutschlands der Fall. Über Jahre engagierte Leute sehen sich alleingelassen, werden ausgegrenzt, geben schließlich völlig erschöpft auf und weichen in Großstädte wie Berlin oder Leipzig aus oder ziehen gleich nach Westdeutschland. … Gleichzeitig kann man es niemandem verdenken, dass er sich so entscheidet. Persönliche Sicherheit und psychische Gesundheit gehen vor. Zivilcourage in einer Pressemitteilung zu fordern, ist etwas anderes, als sie täglich vor Ort zu leben.
Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied zu den 1990er Jahren: die AfD. Sie ist in Ostdeutschland eine offen rechtsextrem auftretende Partei mit einem gesellschaftlichen Resonanzraum von bis zu 30 Prozent der Wählerschaft. Es geht hier nicht mehr um eine rechte Jugendkultur. Wir sehen einen gesellschaftlichen rechtsradikalen Block, der im vorpolitischen Raum handlungsfähig und wirkmächtig ist, etwa an Schulen.
(der Freitag, Ausgabe 29/2023)