EU-Kommission: Artensterben ist größte Bedrohung

für Ernährungssicherheit in Europa

Laut der EU-Kommission führt das Aussterben von Bienen und Bestäubern bereits jetzt dazu, dass 50 Prozent der Äcker in der Europäischen Union nicht mehr ausreichend bestäubt werden. Die Aurelia Stiftung fordert Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir auf, den Artenschutz zu priorisieren und einen grundlegenden Systemwandel in der Agrarpolitik einzuleiten.

In ihrer Anfang April veröffentlichten Antwort auf die erfolgreiche Europäische Bürgerinitiative (EBI) „Bienen und Bauern retten!“ hat die EU-Kommission die dramatischen Folgen des massiven Artensterbens bei Bienen und anderen bestäubenden Insekten in der EU für unsere Ernährungssicherheit klar benannt. Laut EU-Kommission ist jede dritte Bienen-, Schmetterlings- und Schwebfliegenart in der EU vom Aussterben bedroht, während 80 Prozent der Kultur- und Wildpflanzenarten von der Bestäubung durch Tiere abhängen. Die Kommission geht davon aus, dass bei der Hälfte der landwirtschaftlichen Flächen in der EU bereits die Gefahr von Bestäubungsdefiziten besteht, und folgert: „Ohne Bestäuber sind die Ernährungssicherheit und letztlich das Leben auf der Erde in Gefahr.“

Die Aurelia Stiftung als Mitinitiatorin der von vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen getragenen EBI „Bienen und Bauern retten!“ wertet die Stellungnahme der Kommission als Beleg dafür, dass den europäischen Institutionen das Ausmaß der Ernährungskrise, die durch das fortschreitende Artensterben droht, völlig bewusst ist. Allerdings seien die von der Kommission bislang gelieferten und für die Zukunft angekündigten Gesetzesinitiativen nicht geeignet, um die in der EU durch das fortschreitende Artensterben drohende Ernährungskrise aufzuhalten.

Matthias Wolfschmidt, Vorstand der Aurelia Stiftung, sagte:

„Weder die jetzt von der EU-Kommission in Reaktion auf die EBI angeführten Initiativen noch die im Ampel-Koalitionsvertrag vereinbarten Maßnahmen reichen aus, um das fortschreitende Aussterben von Bienen und Bestäubern aufzuhalten. Die durch das Artensterben drohende Ernährungskrise kann nur abgewendet werden, wenn die EU und Deutschland sich von dem jetzigen Agrarsystem verabschieden. Das auf der Ausbeutung und Zerstörung natürlicher Ressourcen beruhende, von fossiler Energie abhängige und dem Preisunterbietungswettbewerb des Weltmarkts unterworfene Agrarmodell hat keine tragfähige Zukunft. Das Zaudern und Beschönigen der Situation durch Bundesagrarminister Cem Özdemir vergeudet wertvolle Zeit und gefährdet unsere Ernährungssicherheit. Die Bundesregierung muss alles daransetzen, den grundlegenden Systemwandel in der Agrarpolitik schnellstmöglich und unumkehrbar voranzubringen.“

Hintergrund

Die „Europäische Bürgerinitiative“ (EBI) ist ein partizipatives demokratisches Instrument der EU, das es den Bürgerinnen ermöglicht, sich an der Gestaltung der EU-Politik zu beteiligen. Mehr als eine Million EU-Bürgerinnen, davon über 500.000 aus Deutschland, haben einen für die Teilnahme an der EBI „Bienen und Bauern retten“ notwendigen formellen Antrag unterschrieben, in dem sie ihre persönlichen Daten mit Geburtsdatum und in vielen Ländern auch der Personalausweisnummer angaben. Sie fordern eine 80-prozentige Reduzierung chemisch-synthetischer Pestizide bis 2030 und einen vollständigen Ausstieg bis 2035. Außerdem sollten Landwirte dabei unterstützt werden, mit der Natur und nicht gegen sie zu arbeiten, um die biologische Vielfalt auf landwirtschaftlichen Flächen wiederherzustellen.

  • Stellungnahme der EU-Kommission vom 5. April 2023 zur EBI „Bienen und Bauern retten“:

https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_23_2084

  • Reaktion des EU-weiten zivilgesellschaftlichen EBI-Bündnisses (Englisch):

www.savebeesandfarmers.eu/eng/news/european-commission-answers-save-bees-and-farmers-its-far-from-over.

Weitere Informationen

Koalitionsvertrag der Bundesregierung: „Wir setzen uns für konsequenten Insektenschutz ein, werden den Einsatz von Pestiziden deutlich verringern und die Entwicklung von natur- und umweltverträglichen Alternativen fördern.“

(S. 38, https://www.bundesregierung.de/resource/blob/974430/1990812/1f422c60505b6a88f8f3b3b5b8720bd4/2021-12-10-koav2021-data.pdf?download=1)

Aurelia Stiftung