Die Kultur und Natur des südlichen Afrikas

Von vorgeschichtlichen Felszeichnungen überdie Big Five zum heutigen Safaritourismus

Große Jahresausstellung vom 21. März 2024 bis zum 2. Februar 2025

Museum Wiesbaden – Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur

In dieser interdisziplinär konzipierten Schau liegt der Schwerpunkt auf den Mensch-Tier-Beziehungen, mit einem Fokus auf Namibia. Im Zusammenspiel zwischen Biologie, Archäologie und Kulturanthropologie wird dieser Jahrtausende langen Interaktion zwischen Menschen und ihrer Umwelt nachgespürt. Es gilt, Neugier und Faszination für die Biologie und Kultur des südlichen Afrikas zu wecken. Der Schutz der biologischen Vielfalt und die Anerkennung kultureller Diversität sind Kernthemen der Ausstellung. Die Jahresausstellung der Naturhistorischen Sammlungen des Museums basiert auf zwei Säulen: Im Bereich der Natur begeben sich die Gäste auf eine Reise durch die verschiedenen Lebensräume des facettenreichen südlichen Afrikas und finden sich Auge in Auge mit Elefanten, Löwe und Giraffe. Dabei reicht das Spektrum von der trockenen Etosha-Pfanne bis zum Okavango-Delta. Wesentlich dabei ist jedoch stets der Mensch als Teil seiner Umwelt.

Geschmückter Parfümbehälter, hergestellt aus einem Schildkrötenpanzer, Lederbändern und Metallperlen. Wahrscheinlich ursprünglich von den Khoi-San verwendet. Ans Museum übergeben aus dem Nachlass des Wiesbadener Missionars Carl Berger Foto: Museum Wiesbaden. Stefan Schmitt

Wir skizzieren historische wie auch gegenwärtige Strategien des Zusammenlebens zwischen Mensch und Natur – sowohl erfolgreiche, als auch missglückte.“ Für die Ausstellung wurden im Museum erstmals lebensgroße Modelle von Giraffe und Elefant geschaffen. Den Präparatorinnen und Präparatoren gelangen so Meisterstücke ihres Fachgebietes. Wie keine anderen Tiere stehen diese Riesen für die Faszination Savanne. In einem riesigen begehbaren Panorama können mehr als 100 Tierarten studiert werden. Der Mensch als Teil dieses Systems greift mit seinem Handeln ein, weshalb die Ausstellung auch von den Konflikten und Chancen, die ein Zusammenleben mit Wildtieren mit sich bringt, berichtet. Es geht dabei um Fragen wie Elefanten von Feldern ferngehalten werden können oder in der Bevölkerung Verständnis für das Wandern großer Tierherden entstehen kann. Diese Themen wurden in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Michael Bollig von der Universität zu Köln und seinem Team erarbeitet.

„Sicher fasziniert Afrikas Natur die Menschen des Nordens seit vielen Generationen. Mancher hält sie für ein unberührtes Paradies ohne jegliche menschliche Beeinflussung, die sie nicht ist“, erläutert Kurator Hannes Lerp. „Die Ausstellung thematisiert die heutigen Herausforderungen, denen die Menschen vor Ort gegenüberstehen, wenn sie mit Elefanten und Löwen in der Nachbarschaft leben. Ebenso sind die wirtschaftlichen Interessen anzuerkennen, und mit dem Naturschutz in Einklang zu bringen.“

Die zweite Säule der Ausstellung bildet die Kulturgeschichte der Region. Dank der Kooperation mit Archäologen der Goethe-Universität Frankfurt zeigt das Museum Aufnahmen prähistorischer Felsbilder in Originalgröße, die im Rahmen

mehrerer Kampagnen unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Breunig angefertigt wurden. Diese frühen Quellen bezeugen die lange Beziehung von Mensch und Tier seit mindestens 12.000 Jahren. Für die jüngste Vergangenheit stehen ethnologische Objekte aus der Sammlung bereit. Hier sieht der zweite Kurator der Ausstellung, Andy Reymann, eine besondere Verantwortung der Museen:

„Deutschland war eine Kolonialmacht und es ist klar, dass in fast allen historischen Sammlungen auch Zeugnisse dieser Zeit zu finden sind. Der kulturanthropologische Teil der Schau startet dabei mit der Vorstellung einiger in Namibia ansässigen Gemeinschaften und ihrer Lebensweisen zu Beginn der Kolonialzeit. Weiter werden die Gäste durch die Präsentation von historischen Objekten bis zur Thematisierung des Genozids der deutschen Schutztruppe an den Herero und Nama geführt. Auch Sammlungsobjekte des aus Wiesbaden stammenden Missionars Carl Berger werden vorgestellt. Als Mitglied der Rheinischen Missionsgesellschaft war er während der Aufstände 1904 direkt vor Ort und schildert in seinen schriftlichen Berichten die Ereignisse.

„Als deutscher Missionar befand sich Carl Berger in einem Spannungsfeld zwischen christlicher Nächstenliebe, deutschem Imperialismus und persönlichem Profitstreben“, betont der Kulturanthropologe Reymann. Der Genozid bildet jedoch nicht den Abschluss der Ausstellung. Im letzten Teil der kulturanthropologischen Sektion wird das heutige Namibia seit seiner Unabhängigkeit 1990 präsentiert. Dabei liegt der Fokus auf der Frage, wie mit dem kolonialen Erbe umgegangen werden kann und wie Versöhnung möglich ist. Die Ethnologin und Mitkuratorin Jutta MacConnell lässt in Interviews die verschiedenen Perspektiven der heutigen namibischen Gesellschaft zu Wort kommen und zeigt anhand aktueller Kooperationsprojekte, wie ein offenes Miteinander der durch die koloniale Geschichte verstrickten Nationen möglich ist.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation über die Berichte Carl Bergers und neben einem vielseitigen Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm begleiteteine kostenfreie Media-Tour in der MuWi-App die Schau.

Susanne Löffler M.A.

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Die Ausstellung wird unterstützt durch die Alfred Weigle Stiftung, die Nassauische

Sparkasse, Gramenz GmbH, die Freunde des Museums Wiesbaden e.V., den Nassauischen Verein für Naturkunde e.V. und Christiane Matten.

In Kooperation mit der Goethe Universität Frankfurt am Main, der Universität zu Köln und dem Projekt rewilding the antropocene. Hr2 ist Kulturpartner der Ausstellung.