Den Tieren nahe sein und ihre Lebensweise respektieren

Auch im Goetheanum-Gartenpark gelten Regeln für Tier und Mensch

In den letzten Wochen kam es im Goetheanum-Gartenpark vermehrt zu Ausbrüchen der Schafherde. Besonnenes Verhalten hilft, diese Vorfälle zu vermeiden.

«Tiere leben in ihrer Welt, in ihrer Zeit.» Das sagt Paul Pieterse, am Goetheanum für die Tierhaltung zuständig. Er baut zu den Kühen und Schafen eine Beziehung auf und erlebt gleichwohl, dass sie die zu nahe Anwesenheit eines Menschen verunsichert; die Nähe eines potenziellen Jagdtiers versetzt sie unter Stress. Dass der Tierbetreuer darauf hinweist, hat seinen Grund. In letzter Zeit kam es vermehrt zu Ausbrüchen der Schafherde, unter anderem wenn freilaufende Hunde die Tiere anbellen oder über den Weidezaun springen und zur Herde rennen.

Schafherde im Goetheanum-Gartenpark (Foto: Sebastian Jüngel)

«Wir freuen uns über alle Besucherinnen und Besucher des Gartenparks», betont Paul Pieterse. Die Beete mit ihren jahreszeitlichen Stauden und Gemüsepflanzen, die Wiesenflächen mit Wildbienen, Käfern und Faltern sowie die Kühe und Schafe auf den Weiden vermitteln eine reiche Auswahl an Natureindrücken, lauschige Orte laden zum Verweilen ein. «Zu bedenken ist, dass auch domestizierte Haustiere noch ein Stück Wildheit in sich tragen», ergänzt er. «Schafe sind duldsam, zugleich wittern sie, was fern von ihrem Weideplatz geschieht – und werden nervös. Sind sie zudem trächtig, kann es bei zu großem Stress zu einer Fehlgeburt kommen.» Springt beispielsweise ein Hund, wie jüngst geschehen, über den Weidezaun, ist der Stresspegel auf dem Höhepunkt.

Paul Pieterse ist wichtig, dass die Tiere auf der Weide, ihrer Natur entsprechend, ungestört leben können. Die Kühe und Schafe fressen Gras, um es anschließend in Ruhe wiederzukäuen und dann als Dung wieder auszuscheiden. Die Schafe wenden sich zudem dornenreichen Pflanzen zu, was der Landschaftspflege zugutekommt. So sind die Tiere dem Menschen nützlich und leben ihr naturnahes Leben. «Wenn sich eine Kuh oder ein Schaf dem Weidezaun nähert, kann man das Tier gern mit den Augen begrüßen – das geht ohne Berührung und ohne Füttern.» Alle Hunde müssen an die Leine genommen werden, auch im Verständnis für diejenigen Besucherinnen und Besucher, die Angst vor Hunden haben, selbst wenn diese ‹nichts machen›. «So können wir den Tieren nahe sein und zugleich ihre Lebensweise respektieren», fasst Paul Pieterse sein Anliegen zusammen.

Paul Pieterse