Schöne neue Welt

„Künstliche Intelligenz“: Soziale Dreigliederung auf dem Prüfstand – TEIL 3

Herausforderungen im sozialen Organismus

KII im Wirtschaftsleben

Diese oben beschriebenen Problemstellungen, die durch die Anwendung von KII-Systemen entstehen, gelten meiner Ansicht nach allgemein, egal in welchem Umfeld die Systeme zum Einsatz kommen. Ich möchte nun im weiteren Verlauf der Untersuchung auf Spezialprobleme zu sprechen kommen, die sich in den verschiedenen Gliedern des sozialen Organismus zeigen können.

Erhöhung der wirtschaftlichen Produktivität oder Sackgassentechnologie?

Der zunehmende Einsatz von KII-Systemen in der Produktion soll zu einer drastischen Reduktion der Zahl der Arbeitsplätze weltweit führen. Dies nicht nur in den klassischen westlichen Industrieländern, sondern auch in den mit billigen Arbeitskräften reichlich ausgestatteten Entwicklungs- und Schwellenländern.

„Industrieroboter nähen billiger als unterbezahlte Näherinnen, Sprach-Apps ersetzen Call-Center: Technologischer Fortschritt bedroht Arbeitsplätze in Entwicklungs- und Schwellenländern.“ (16) Bei BMW in Südafrika, in den aus den klassischen Industrielän- dern ausgelagerten Call-Centern in Indien und auf den Philippinen: Überall drohen Millionen von Jobs wegzufallen. Man darf davon ausgehen, dass der internationale Kapitalismus (in seiner heutigen, allein auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Form) die Chance der neuen Technologien nutzen wird, um die Produktion weltweit neu zu strukturieren, um die Kosten auf allen Ebenen, sowohl in der Produktion als auch in der Verwaltung, zu minimieren.

Sind diese Szenarien realistisch? Hierauf gibt es keine eindeutige Antwort. Panik ist jedenfalls nicht angebracht. In manchen Wirtschaftssektoren wird es schnelle Rückgänge in der Beschäftigung geben, in anderen werden die Veränderungen eine längere Übergangsphase in Anspruch nehmen, und in wieder anderen wird es gar nicht zu dem befürchteten Rückgang der Arbeitsplätze kommen.

Einer Studie des „Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim“ (ZEW) hat zumin- dest für den deutschen Maschinenbau festgestellt, dass die Produktivitätserhöhungen ausgeglichen wurden durch eine erhöhte Produktdiversifizierung und angestiegenen Beratungsbedarf für die Kunden, sodass am Ende des Tages eher mehr als weniger Mitarbeiter benötigt werden. Man spricht hier vom „Produktivitätsparadoxon“ .(17)

Eigentlich kennt es jeder aus eigener Anschauung. Wieviel Briefe hat man vor 30 Jahren am Tag erhalten und beantwortet? Und wieviele E-Mails empfängt und beantwortet man heute pro Tag? Es gibt hier offensichtlich Rebound-Effekte, die die an sich vorhandene Produktivitätssteigerung konterkarieren.

Ein anderer Faktor, der hier mit hineinspielt, ist die hohe Fehleranfälligkeit der modernen Systeme. Das betrifft zwar nicht nur KII-Systeme, muss aber bei diesen Produktivitätsbilanzen mit bedacht werden. Die KII-Systeme addieren hierzu noch ihre inhärente Fehlerhaftigkeit sowie die sich daraus ergebende Tatsache, dass sie vor allem in Einsatzszenarien mit sich stark ändernden Umgebungsbedingungen einer permanenten Überwachung bedürfen.

Ich bin mir sehr unsicher, ob am Ende des Tages die versprochenen Produktivitätsfortschritte wirklich auf breiter Front realisiert werden können. Es sind jetzt schon im Laufe der letzten Jahrzehnte Billionen von Dollar in die Entwicklung dieser gesamten Techno- logie geflossen, und es werden mit Sicherheit noch weitere Billionen Dollar in die Forschung investiert werden müssen. Natürlich sieht die Bilanz bei einzelnen Unternehmen immer positiv aus, aber gesamtmenschheitlich gesehen, unter Einbezug der Forschungssteuergelder von Staat und Militär und unter Berücksichtigung der sozialen und öko- logischen Verwerfungen, die durch die Einführung dieser Techniken entstehen, möchte ich gerne einmal hinterfragen, ob diese Technologie nicht, ähnlich wie die Atomtechnik, eine Sackgassentechnik ist.

Arbeit und Einkommen in der arbeitsarmen Gesellschaft

Dennoch impulsieren diese Veränderungen eine Debatte über die Zukunft der Arbeit, des Einkommens und der sozialen Sicherung, die für gesellschafts-reformerische Ideen nutzbar gemacht werden kann. Die Grundeinkommens-Bewegung ist hier zu nennen, die vor dem Hintergrund der erwarteten Arbeitslosigkeit das Recht auf eine menschenwürdige Existenz thematisiert. Die Garantie der Menschenwürde muss in dieser Perspektive auch die Pflicht der Gesellschaft umfassen, den Bürgerinnen und Bürgern die notwendigen Existenzmittel zur Verfügung zu stellen.

Ausgehend von dieser institutionellen Existenzsicherung könnte es erstmals in der Geschichte der Menschheit dazu kommen, den Arbeitszwang auf breiter Front aufzuheben und in ein Recht auf eine sinnvolle Tätigkeit zu transformieren. Gegenwärtig ist es aber recht still um diese Idee geworden. Die Schwierigkeiten bei der Entwicklung eines praktikablen Modells sind größer als ursprünglich gedacht, und die konservativen Widerstände gegen diese Idee und das regelrechte Unverständnis für das utopische Potenzial, das in ihr liegt, sind enorm.

Ein anderer Ansatz beginnt langsam in das Zentrum der Debatte zu rücken: die Arbeitszeitverkürzung. Es hat seit 30 Jahren keine allgemeine Arbeitszeit- verkürzung mehr gegeben, obwohl die Arbeitsproduktivität in dieser Zeit immer weiter gewachsen ist. Die Labour Party hatte in ihrem Wahlkampf 2019 deshalb als erste sozialdemokratische Partei seit lan- gem die Forderung nach einer 30-Stunden-Woche aufgenommen.

Aber offenbar gibt es auch in der Unternehmerschaft weitsichtige Menschen, die dieser Forderung etwas abgewinnen können. Der SPIEGEL berichtete kürzlich, dass Microsoft Japan sich auf ein ungewöhnliches Experiment eingelassen hatte: „Einen Monat lang schickte das Unternehmen seine Mitarbeiter schon am Donnerstag ins Wochenende … Nach einem Monat wertete Microsoft aus, wie sich das auf die Produktivität auswirkte. Und stellte fest: Die erbrachte Leistung pro Mitarbeiter steigerte sich im Versuchszeitraum um knapp 40 Prozent.“ (18) Die Ergebnisse waren so eindeutig positiv, dass Microsoft das Experiment wiederholen möchte. Auch in Deutschland wird vor allem in kleineren, innovativen Unternehmen mit unterschiedlichen Arbeitszeitmodel- len experimentiert.

Meiner Ansicht nach würde es sich lohnen, in dieser Richtung weiter zu suchen. Wir müssen neue Wege finden, wie die gesamtgesellschaftlich gestiegene Produktivität an alle Bürgerinnen und Bürger weitergegeben werden kann. Arbeitszeitverkürzung ist zwar kein sonderlich originelles neues Modell, hat aber den Vorteil, relativ gut erforscht zu sein.

Außerdem braucht eine demokratische Gesellschaft auch ehrenamtliches Engagement. Die Ressourcen hierfür sind in der Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten spürbar zurückgegangen. Arbeitszeitverkürzung wäre so gesehen nicht nur eine ausgleichende wirtschaftliche Gerechtigkeit für die Produktivitätsfortschritte, sondern gleichzeitig auch eine Stärkung der Basis für Ehrenamt, zivilgesellschaftliches Engagement und geistig-kulturelles Leben.

Plattformkapitalismus: „Null-Grenzkosten- Gesellschaft“ oder „Rent grabbing“?

An dieser Stelle stellt sich die Frage, ob durch die immer weiter vorangetriebene Automatisierung und den Rückzug physischer menschlicher Arbeitskraft und Arbeitszeit der Charakter des Wirtschaftens nicht einer fundamentalen Veränderung unterliegen wird. Jeremy Rifkin zufolge, der in seinen verschie- denen Büchern schon früh ausgelotet hat, wohin die durch die Globalisierung und das Internet geprägte gesellschaftliche Entwicklung gehen könnte, (19) glaubt, dass eine neue Form des Wirtschaftens entstehen wird, weil technologische Umwälzungen wie das Internet, der 3-D-Druck, die Solartechnik und die Roboterisierung die Grenzkosten vieler Produktionsprozesse auf nahezu Null reduzieren. (20) Er verdeutlicht dies anhand von zahlreichen Beispielen, wie der Krise der klassischen Printmedien durch E-Books und Blogs, des Untergangs der klassischen Enzyklopädien durch die kollaborativ erstellte Wikipedia oder erneuerbaren Energien, die uns von fossilen Brennstoffen unabhängig machen. Wenn die Grenzkosten gegen Null tendieren, könnten Unternehmen keinen Profit mehr machen und würden sich aus diesen Bereichen zurückziehen und der sog.„Sharing Economy“ Platz machen.

 Wir wissen heute, dass dies nicht so einfach ist. Statt einer sharing economy hat sich ein Platt- formkapitalismus entwickelt, der außerordentlich effektiv darin ist, Informationen zu monopolisieren und damit Geld zu verdienen. Das Internet, dazu angetreten, die Intermediäre wie Banken, Zeitungen, Parteien usw. auszuschalten und die Menschen ihre Angelegenheiten direkt miteinander verhandeln zu lassen, bringt auf einmal neue Intermediäre hervor: Google, Amazon und Facebook, um nur die größten zu nennen.

Ihre Macht entsteht durch Netzwerkeffekte: Je mehr Nutzer eine solche Plattform hat, desto besser funk- tioniert sie für alle. Diese Plattformen lassen sich deshalb nicht so einfach durch neue Plattformen, die kollaborativeren Werten folgen, verdrängen, auch wenn Jeremy Rifkin davon überzeugt ist, dass dies irgendwann passieren wird.

Hinzu kommt jetzt noch, dass die Plattformunterneh- men ihren Vorsprung ständig ausbauen, indem sie potenzielle Konkurrenten (Start-ups) aufkaufen und deren Technologie integrieren. Außerdem stecken sie selber viel Geld in die Forschung und erforschen vor allem den Einsatz von KII. Dabei verfolgen sie u.a. nachstehende Ziele:

• Personalisiertes Ausspielen von Werbung noch zielgerichteter machen

• Semantische Analyse von Suchanfragen

• Personalisierte Empfehlungen („Ihnen könnte auch dies gefallen“, oder „Kennen Sie diesen Teilnehmer?“ usw.), um die Nutzer auf der Website zu halten (Facebook, Amazon)

• Bedienung durch Sprachassistenten

• Personalisierte Nachrichtenauswahl (Facebook)

• KII-gesteuerte Lagerhaltung mit Hilfe von pre- dictive computing (Welche Produkte werden in Zukunft wann gebraucht?) (Amazon)

• Personalisierte Preisgestaltung aufgrund einer KII-gestützen Einschätzung des Wohlstandsprofils eines Nutzers (Amazon)

• Entfernung schädlicher oder illegaler Inhalte (Facebook)

Die finanziellen Aufwendungen, um solche Plattformen zu betreiben, werden dadurch gigantisch gesteigert. Newcomern ist es dann praktisch unmöglich, in diesen Markt einzusteigen, es sei denn, sie mieteten sich die entsprechende Technologie von den Plattformgiganten. (21)

Vorerst bleibt es aber dabei, dass der Kapitalismus in seinem „Plattformstadium“ dazu tendiert, eine immer willkürlichere Preisbildung betreiben zu können und vor allem durch Informationsdifferentiale gespeiste Renten einzusammeln. Dadurch macht er sich letzt-endlich unabhängig von der realwirtschaftlichen Wertschöpfung, mit der sich heutzutage bei gesättigten Märkten „kein Geld“ (will heißen: Rendite kleiner 2%) mehr verdienen lässt.

Im Gegenteil: Die „Plattformisierung“ wird sogar zunehmend zum Leitbild der Realwirtschaft. In der Automobilindustrie arbeitet man gegenwärtig bei- spielsweise an Konzepten, bei denen man nicht mehr ein Produkt (=Auto) verkauft, sondern Infrastrukturen vermietet. Der Kunde hat dann mit dem Unternehmen einen Mobilitätsvertrag, und das Unternehmen sorgt dafür, dass er mit dem gewünschten Mobilitätsmix von A nach B kommt. Dabei würden Leihwagen, DB-Fernverkehr und ÖPNV integriert und dies alles per App abrufbar und gesteuert. Auf diesem Wege hofft man, einen Ausweg aus dem Problem sinkender Grenzkosten parat zu haben. Es versteht sich von selbst, dass solche Konzepte mit einem hohen Einsatz von KII-Technik aufgebaut werden müssen.

Assoziative Wirtschaft statt algorithmischer Planwirtschaft

Für mich ist es auch eine offene Frage, die weiterer Untersuchungen bedarf, welche Konsequenzen diese kybernetische Überformung wirtschaftlicher Prozesse haben könnte. Wie kann man zu „ge- rechten Preisen“ kommen, wenn individualisierte Preise aufgrund von Persönlichkeitsprofilen gefordert werden? Welche Steuerungsfunktion können solche Preise noch haben, wenn der voraussichtliche Bedarf durch KII-Algorithmen ermittelt wird, die die Bereitstellung von Produkten auslösen können?

Solche Technologien werden schon bei Walmart und Amazon eingesetzt.(22) Es gibt gegenwärtig keinen Grund zu der Annahme, dass sie sich nicht ausbreiten werden. Am Ende könnte es, überspitzt formuliert, so aussehen, dass KII-Algorithmen den Bedarf errechnen, die Produktion entsprechend steuern und die Produkte dann über die entsprechende Preisgestaltung absetzen.

Dies wäre dann das Gegenbild zur assoziativen Wirtschaft. Sicherlich werden damit Konsum und Pro-duktion auch in einen über die reine Marktwirtschaft hinausgehenden Zusammenhang gebracht, aber unter sehr starker Zurückdrängung menschlicher Beeinflussung. Ob solche Technologien in einer vom Gewinnprinzip befreiten Ökonomie eine Rolle spielen werden oder gar sollten, möchte ich energisch hinterfragen. Sie sind sicherlich ein Symptom dafür, dass wir das dissoziative Prinzip im Wirtschaftsleben (Jedes Einzelunternehmen orientiert sich nur auf seinen betriebswirtschaftlichen Gewinn) überwinden müssen. Aber in der Perspektive des Impulses für die Dreigliederung des sozialen Organismus wird es darum gehen, kommunikative Netzwerke um die Unternehmen herum aufzubauen, unter Einbeziehung von Konsumentenverbänden. Welche digitalen Tools die Assoziationen benötigen, wird man dann sehen müssen. Eine simple Übernahme dieser KII-Technologien verbietet sich aber meiner Einschätzung nach.

Können KII-Systeme in der Klimapolitik helfen?

Völlig klar ist, dass für all diese Plattformen Strom gebraucht wird. Man registriert mittlerweile einen exorbitant wachsenden Stromverbrauch in Zusam- menhang mit dem Internet.(23) Die großen Plattform- unternehmen reagieren z.B. so darauf, dass sie Rechenzentren in den kälteren Regionen der Erde bauen.(24) Dadurch können sie die Kühlkosten senken. Manche beteiligen sich als Ausgleich an Aufforstungsprojekten.

Nun entstehen Ideen, dass man den Stromverbrauch mithilfe von KII-Algorithmen reduzieren könnte. Geräte könnten KII-gesteuert abgeschaltet werden, wenn sie nicht gebraucht werden. KII-gesteuerte Verkehrsflussoptimierung würde zu weniger Staus und dadurch zu weniger Benzinverbrauch führen. KIIs sollen in Zukunft auch bei der Optimierung der Energieerzeugung und -verteilung unterstützen. Dazu werden gegenwärtig alle Haushalte in Deutschland mit sog. „Intelligenten Zählern“ ausgestattet, damit die Energieversorgungsunternehmen sekundenge- naue Verbrauchsdaten haben.

Die Diskussion über die Sinnhaftigkeit all dieser Pläne ebbt nicht ab. (25)   Einer leichten Senkung des Ressourcenverbrauchs durch intelligente Steuerungsalgorithmen steht entgegen, dass enorme Ressourcen aufgewendet werden müssen, um die Infrastrukturen „intelligent“ zu machen. Eine kurzfristige Senkung des CO2-Verbrauchs scheint mir auf diesem Wege nicht möglich zu sein.

Ergebnis

Im Wirtschaftsleben wird KII zu einer immer stärkeren Verdrängung des Menschen aus den Produktions- und Verteilungsprozessen führen. Aufgabe des Menschen wird es sein, diese Systeme zu überwachen und sie bei unvorhergesehenen Vorfällen, auf die sie nicht adäquat reagieren können, zu unterstützen.

Das handwerklich-technische Wissen des Menschen über die verschiedenen Produktionsschritte wird immer mehr in Algorithmen ausgelagert werden. Menschen werden eine fundierte technische Allgemeinbildung benötigen, um in solchen Prozessen tätig sein zu können. Fachliches Spezialwissen oder handwerkliches Können werden immer überflüssiger werden.

Eine gesellschaftliche Entwicklung in die Richtung einer 80-zu-20-Gesellschaft (= 80 % unbeschäftigt, 20 % beschäftigt) ist denkbar, würde aber vermutlich zu großen sozialen Spannungen führen. Über neue Modelle der Arbeits- und Einkommensverteilung muss weiter geforscht und debattiert werden. Der Produktivitätsfortschritt muss auch dazu führen, dass im individuellen Leben mehr Zeit für „die wichtigen Dinge“ bleibt und dass gesamtgesellschaftlich mehr Ressourcen für Bildung, Kultur, Gesundheit und Daseinsvorsorge zur Verfügung stehen.

Mein Eindruck ist: Internet und KII-Technologien könnten vielleicht eine gute Hilfe sein, wenn es darum geht, Produzenten, Händler und Konsumenten zu vernetzen und zu assoziieren. Gleichzeitig befördern sie strukturell eine Abschottung der Nutzer voneinander und von der realen Welt, die diese auf die Dauer nur werden ausgleichen können, wenn sie auf anderen Wegen einen Weltbezug erlernt und geübt haben. Dies ist ein wichtiger Hinweis auf die zunehmende Rolle eines von wirtschaftlichen Verwertungsgesichts- punkten freien Bildungssystems. In den Händen einer auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Elite sind KII-Technologien weitere Mittel, um Assoziierung zu verhindern und monopolartige Machtstrukturen im Wirtschaftsleben aufrechtzuerhalten.

Stefan Padberg

Erschienen in: Sozialimpulse 1/2020 (Fortsetzung folgt)

Fußnoten Teil 3

16) „Düstere Aussichten in der Fabrik   ohne   Licht“,   https://www. welt-sichten.org/artikel/36484/duestere – aussichten- der-fabrik- oh- ne-licht, abgerufen am 27.2.2020. Dort auch noch weitere Hinweise auf den Weltbank-Bericht 2016 und auf verschiedene ILO-Studien.

17) „Das Produktivitätsparadoxon im deutschen Maschinenbau hat viele Ursachen“, ZEW-News Okt. 2018, http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/zn/zn1018.pdf, abgerufen 27.02.20202. Siehe auch: Sabine Bendiek, „Warum Digitalisierung nicht unbedingt Geld spart und sich trotzdem auszahlt“, https://www.linkedin.com/pulse/warum-di- gitalisierung-nicht-unbedingt-geld-spart-und-sich-bendiek, abgerufen am 27.02.2020. WirtschaftsWoche, „Warum die Digitalisierung die Produktivität nicht steigert“, https://www.wiwo.de/my/technologie/ digitale -welt/paradoxon-im-maschinenbau-warum- die – digitalisie – rung-die-produktivitaet-nicht-steigert/23875812-all.html, abgerufen am 27.02.2020

18) SPIEGEL online, „Microsoft verordnet Mitarbeitern langes Wochenende“, abgerufen am 27.02.2020

19) Zuletzt in dem Buch: Jeremy Rifkin, „Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft“, Campus-Verlag 2014.

20) Mit Grenzkosten bezeichnet man in der BWL die Kosten, die für jede zusätzlich produzierte Einheit eines Guts anfallen. Wenn die Grenzkosten gleich Null sind, kann man demnach quasi kostenlos produzieren, sobald die Fixkosten gedeckt sind. In der klassischen BWL geht man davon aus, dass der Preis für ein Produkt gleich den Grenzkosten ist.

21) Es ist hier nicht der Ort, dies zu diskutieren, aber der Hinweis sei gestattet: Aufbrechen ließe sich dies, wenn man offene Schnittstellen und Interoperabilität von den Plattformbetreibern verlangen würde. Der Nutzer einer Plattform wie Facebook könnte dann ein Posting auf Facebook gleichzeitig auch auf anderen Plattformen seiner Wahl veröffentlichen. Oder man könnte mit Whatsapp Nachrichten auch in andere Messengerdienste schicken. Dadurch würde der Login-Effekt, der die Nutzer in einem Netzwerk gefangen hält, schlagartig aufgehoben und auch kleine Netzwerke hätten wieder eine Chance. Dadurch würden soziale Netzwerke wieder mehr an die ursprüngliche Idee des Internet heran geführt, nämlich dass jeder mit jedem frei kommunizieren können soll. – Ein weiteres Problem ist die Sammlung gigantischer Datenmengen bei den KI-Betreibern, da gegenwärtig nur wenige große Unternehmen KII-Systeme im Massenmarkt zur Verfügung stellen können. Ändern würde sich dies, wenn KII-Systeme durch den weiteren technischen Fotschritt so klein und billig würden, dass sie unabhängig von den Tech-Monopolisten eingesetzt werden könnten, ähnlich wie seinerzeit die Idee von Bill Gates, einen PC in jedes Wohnzimmer zu bringen. Man stelle sich vor, es gäbe kleine KII-Chips in jedem Smartphone, jedem Auto usw., die nicht mit Google oder Amazon verbunden sind und von jedem Nutzer individuell trainiert würden, ähnlich wie heute schon die Spamfilter in den E-Mailprogrammen. Damit könnten viele Datenschutzprobleme umgangen werden. Und eine KII, die man selbst trainiert hat, kann man im Übrigen in ihrer Leistungsfähigkeit besser einschätzen.

22) Siehe„DieSteuerungswende–WirtschaftsplanungimdigitalenZeitalter“, https://www.zeitschrift-luxemburg.de/die-steuerungswende/, abgerufen am 2.3.2020

23) Siehe z.B. ETH Zürich, „Wieviel Strom   braucht das Internet?“, ht tps://ethz.ch/de/news – und – veranstaltungen/eth – news/ news/2015/03/wieviel-strom-braucht-das-internet.html, abgerufen am 28.2.2020. WAZ: „Ist das Internet ein Klimakiller?“, https:// www.waz-online.de/Nachrichten/Digital/Energieverbrauch-Ist-das- Internet-ein-Klimakiller, abgerufen am 28.2.2020

24) z.B. Hannoversche Neueste Nachrichten: „Google eröffnet Datenzentrum in Finnland“, https://www.hna.de/netzwelt/multimedia/ google-eroeffnet-datenzentrum-finnland-1401706.html, abgerufen am 28.2.2020.

25) Die Debatte in Bezug auf die „Intelligenten Zähler“ spiegelt sich z.B. auf der Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Intelligen- ter_Z%C3%A4hler, abgerufen 28.2.2020