Mit den Bienen sprechen

Zum Weltbienentag 2022 haben die Künstlerin Ana Prvački, der Gropius Bau und die Aurelia Stiftung zu einer besonderen Kunstaktion mit Honigbienen eingeladen.

Die Künstlerin Ana Prvacki beobachtete als Kind ihren Großvater, wie er zu den Bienen sprach und ihnen lauschte – eine einst gängige Tradition unter Imker*innen. Die Freuden und Sorgen des Lebens vor den Bienen auszusprechen und mit ihnen zu teilen, war eine intime Geste zwischen Mensch und Tier. In unserer heutigen modernen Welt ist dieser Brauch leider weitgehend in Vergessenheit geraten. Für Prvacki waren die frühen Kindheitserlebnisse mit den Bienen des Großvaters eine Art kreativer Initiationsmoment. Wie sie selbst betont, sind die Bienen seitdem ein unerschöpflicher Quell an Inspiration für ihre künstlerische Arbeit geworden.

Künstlerin Ana Prvacki bei den Bienen: Der Brauch, zu den Bienen zu sprechen, findet sich in der Tradition vieler Kulturen wieder

Für den diesjährigen Weltbienentag hatte Prvacki die Idee, den alten Imkerbrauch im Rahmen einer Kunstaktion wiederaufleben zu lassen. Bei der Aurelia Stiftung fand sie in Thomas Radetzki und Dr. Madlen Ziege die richtigen Unterstützer*innen für das Vorhaben. In gemeinsamen Gesprächen wurden zunächst die fachlichen Aspekte sorgfältig diskutiert und ein Programmablauf erarbeitet. Die Veranstaltung selbst fand im Garten „NiemandsLand“ nahe der Kapelle der Versöhnung in Berlin statt. Der kleine, idyllisch angelegte öffentliche Garten beherbergt einige Honigbienenvölker und bildete damit die ideale Kulisse. Rund 40 Gäste waren gekommen, um gemeinsam mit der Künstlerin das Gespräch mit den Bienen zu suchen.

Ana Prvacki und Thomas Radetzki führten zur Begrüßung in kurzen persönlichen Vorträgen in das Thema ein. Danach wurde die Bühne den Bienen überlassen. Den Gästen stand es frei, näher an die Bienen heranzutreten und sich entweder laut oder im Stillen an sie zu wenden. Die Musikerin Daniela Maul-Radetzki ließ dazu die meditativen Klänge eines Monochords ertönen und eröffnete den Gästen so den idealen Stimmungsraum. Der erfahrene Imker Heinz Risse vom Verein Mellifera e.V. stand all denjenigen zur Seite, die direkt bei den Bienenstöcken sprechen wollten.

Aus einem ersten kreativen Austausch ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit erwachsen

„Ich habe das Gefühl, es war für alle eine glückliche und bereichernde Erfahrung, sich diesen Moment zu nehmen, um bei den Bienen zu sitzen, ihre Arbeit zu bewundern und dankbar für die Schönheit zu sein, die sie schaffen“, freute sich Prvacki über die gelungene Aktion. Die Zusammenarbeit mit dem Aurelia-Team möchte sie unbedingt fortsetzen.

Um die Arbeit der Stiftung zu unterstützen, hat Ana Prvački am Weltbienentag gleich noch ein weiteres Kunstprojekt an den Start gebracht: eine Serie digitaler NFT-Kunstwerke, die aktuell im Internet versteigert werden.

Florian Amrhein

Über die Künstlerin

Ana Prvacki (*1976 in Pantschowa, Serbien) ist eine international bekannte Performance- und Installationskünstlerin und aktuell die erste Digital Artist in Residence des Gropius Baus in Berlin. Ihre vielfach ausgezeichneten Werke wurden in Museen und auf Biennalen auf der ganzen Welt ausgestellt, darunter auf der dOCUMENTA (13) in Kassel. Im Jahr 2020 war sie Teil von Marina Abramovics Takeover des TV-Senders Sky Arts.

Ihr neustes Werk „Apis Gropius“ wird ab dem 9. Juli 2022 im Atrium des Gropius Baus in Berlin zu sehen sein. Mehr dazu erfahren Sie auf der Webseite des Gropius Baus oder unter www.anaprvacki.com.

Fotos: Ksenia Jakobson