Ich weigere mich

Es ist Krieg und eine geht nicht hin. Bereits zum dritten Mal hat Hallel Rabin, aufgewachsen im anthroposophischen Kibbuz Harduf, ihre Verweigerung des Militärdienstes vor dem Ausschuss für Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen wiederholt. Nun sitzt sie zum dritten Mal in Haft.

Am 19. Oktober stand die 19-Jährige erneut vor dem militärischen Ausschuss, nachdem sie im August und September bereits zwei Haftstrafen von 25 Tagen verbüßt hatte. In Israel ist der Militärdienst für junge Männer und Frauen nach der Schulzeit Pflicht. Um ihm zu entgehen, versuchten manche junge Leute, vom Militärdienst aus medizinischen oder psychologischen Gründen befreit zu werden, so Rabin. Sie erzählt in einem Interview, dies sei für sie nicht infrage gekommen, auch wenn sie schon mit 15 Jahren gewusst hätte, dass sie nicht zum Militär gehen würde. Sie wolle durch ihre Weigerung zu einer Veränderung beitragen. «Für mich hat die Entscheidung, ins Gefängnis zu gehen, mit meinem Streben nach Integrität zu tun und damit, Systeme nicht auf unfairen Wegen auszunutzen. Nach meinen Überzeugungen zu handeln und nicht Angst zu haben, den Preis dafür zu zahlen. Ich respektiere trotzdem, dass andere einen anderen Weg wählen.»

Rabin bezeichnet ihre Eltern und ihre Herkunft als sehr liberal und freiheitsliebend. Sie hat die Waldorfschule in Harduf besucht, wo sie mit arabischen Mitschülerinnen und Mitschülern gemeinsam zur Schule ging. Schon früh haben sie die politischen und gewaltsamen Konflikte in Israel beschäftigt und sie findet es unvereinbar, einer Armee beizutreten. Rabin: «Der Fakt, dass wir Gebiete besetzen, die Belagerung von Gaza und die schockierende Diskriminierung haben meinen Entschluss bestärkt, mich nicht daran zu beteiligen.» Rabin verweigert sich dem Militärdienst, nachdem ihr Gesuch auf Befreiung von der Wehrpflicht aus Gewissensgründen abgelehnt wurde. Obwohl sie mit Unterstützung der Graswurzelinitiative Mesarvot Revision eingereicht hat und der Antrag immer noch aussteht, wurde die dritte Haftstrafe von 25 Tagen bereits verhängt. Auf die Frage, ob sie Pazifistin sei, antwortet sie, dass sie danach strebe, eine zu sein, aber dass sie sich leider ihrer gewalttätigen Energien bewusst sei und versuche, durch Gewaltlosigkeit eine Veränderung zu bewirken. In ihrer Verweigerungserklärung schreibt sie: «Ich werde mich nicht an einem System beteiligen, das auf Ungleichheit und Furcht aufbaut. Wir leben in einer Wirklichkeit, die uns dazu erzieht, gewalttätig zu sein, und ich weigere mich, darin mitzumachen und es zu verschweigen.»

Franka Henn

Erschienen in: Das Goetheanum –

Wochenschrift für Anthroposophie

Nr. 45, 6. November 2020