Einfluss hochfrequenter Strahlung auf die Gesundheit von Bäumen und landwirtschaftlichen Kulturpflanzen

Unsere Umwelt ist einer ständig wachsenden Anzahl hochfrequenter elektromagnetischer Wellen ausgesetzt.

Wesentliche Quellen sind die Mobilfunknetze, die ein immer engmaschigeres Netz knüpfen. Ihre Auswirkungen auf Pflanzen sind jedoch noch nicht hinreichend erforscht. Seit Frühjahr 2020 untersuchen wir in einem Projekt mit der Stadt Darmstadt und weiteren Partnern den möglichen Einfluss hochfrequenter elektromagnetischer Felder (EMF) auf die Gesundheit von Jungbäumen. Im kommenden Jahr soll der Versuch um eine landwirtschaftliche Kultur ergänzt werden. Die Stadt Darmstadt unterstützte uns bei der Auswahl geeigneter Versuchsflächen in der Stadt.

Auf vier Standorten haben wir je 24 Bäume (zweijährige Winterlinden) in Töpfen aufgestellt. Auf dem Versuchsfeld des Forschungsrings (Standorte V1 und V2) ist die hochfrequente Strahlung (gemessen als Leistungsflussdichte) gering (ca. 10 µW/m2). Auf den Stadtstandorten sind die hochfrequenten elektromagnetischen Felder um ein Vielfaches stärker (Standort Darmstadtium ca. 100 µW/m2, Standort INTEF ca. 8000 µW/m2).

Projektlaufzeit: 1.5.2020 bis 31.1.2022 (21 Monate)

Im Jahr 2020 haben wir an den drei Standorten Messungen über Phänotyp, Chlorophyllgehalt und Photosyntheseaktivität (u.a. Fv/Fm-Wert) vorgenommen. Alle Standorte sind mit einer Wetterstation ausgestattet, damit wir unterschiedliche Wettereinflüsse berücksichtigen können

Die ersten Ergebnisse deuten auf ein unterschiedliches Wachstum der Jungbäume auf den drei Standorten hin. Ob diese Unterschiede auf die EMF oder das abweichende Kleinklima zurückzuführen sind, ist noch zu klären: Hierfür wollen wir im Jahr 2021 zum einen Kontrollvarianten auf den Stadtstandorten einrichten und zum anderen einen Teil der Bäume auf unserem Versuchsfeld einem künstlichen elektromagnetischen Feld aussetzen.

Unser Versuchskonzept ist nach unserem Kenntnisstand einzigartig. Bisher gibt es erst wenige Studien über den Einfluss hochfrequenter Strahlung auf Pflanzen. Zudem findet die Forschung fast ausschließlich unter Laborbedingungen mit wenigen Frequenzen statt.

2021 möchte die Technische Universität Darmstadt in das Projekt einsteigen, wodurch das Methodenspektrum hinsichtlich verschiedener Indikatoren für Pflanzenstress erweitert wird.

Dr. Uwe Geier

Erschienen in: Forschungsring Jahresbericht 2020